Sensei Luis Nelson Moreno Acevedo

Am 06.07.2012 entschlief im Alter von 71 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit unser Sensei, Mentor, Freund und Weggefährte Luis Moreno, Cheftrainer des Karatevereins Moreno Keiko Shotokan Ryu e.V. im Karatverband Sachsen-Anhalt e. V. 

Luis Moreno wurde am 23.09.1940 in Antofagasta in Chile geboren. 

Im Alter von schon elf Jahren begann er, dort unter asiatischen Meistern Shotokan Karate zu trainieren, vermehrt um Judo und Selbstverteidigung und legte im Jahr 1957 die Prüfung zum 1. Dan im Shotokan ab. 

Da er für sein Training viel Zeit aufwandte und die damit einhergehende Qualität des Trainings sowie das Talent von Luis sich bald herumsprachen, wurden die örtlichen Sicherheitsorgane sehr bald auf Luis aufmerksam, infolge dessen er 1957 an der Offiziersschule der Polizei von Chile aufgenommen wurde. 

Die Ausbildung an dieser Schule schloss er nach zwei Jahren erfolgreich mit dem Offiziersdiplom ab und arbeitete seitdem im Dienst der chilenischen Polizei als Kriminalist und Lehrer für Sport und Kampfkunst. Im Jahr 1970 wurde er mit der Wahl von Salvador Allende zum Präsidenten von Chile zum Personenschutz des Präsidenten berufen. 

Am 11. September 1973 putschte das Militär unter Führung von General Pinochet in Chile gegen Salvador Allende als demokratisch gewählten Präsidenten. Luis wurde im Zuge dessen verhaftet, in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt und bis zur Vollstreckung des Urteils in einem Kontzentrationslager interniert. 

Viele seiner Kollegen und Freunde wurden hingerichtet. Ihm jedoch gelang zusammen mit seinem Bruder und paar Freunden die Flucht, die ihn über diverse Zwischenstationen wie Argentinien, Dakar, die Schweiz und Frankfurt/Main schließlich am 7.Mai 1974 im Berlin/DDR ankommen ließen. Sein jüngerer Bruder überlebte die Flucht nicht, er wurde verhaftet und hingerichtet; seine restlichen Angehörigen bis auf eine Schwester verließen Chile unter Lebensgefahr nach Schweden, USA und Australien. Seine Mutter blieb in Chile, wo sie 1997 starb und seine Schwester und einige Neffen und Nichten leben in Chile. 

Am 1. Juli 1974 kam Luis nach Magdeburg. Dort studierte er Germanistik und arbeitete als Dolmetscher und Kraftfahrer im örtlichen Schwermaschinenbau Kombinat. Auch familiär konnte er Wurzeln schlagen: er gründete eine neue Familie, aus der zwei Kinder hervorgehen. 

Nach der Wende und dem damit zwangsläufig verbundenden – wiederholten – beruflichen Neustart begann Luis 1990, sein Karatetraining wieder öffentlich durchzuführen und gründete in der Folgezeit den BKC Magdeburg. Er war somit auch eines der „Urgesteine“ des Karateverband Sachsen Anhalt.

Im Ergebnis seines Lehr- und Trainingsbetriebes, aber auch der Gewinnung weiterer, eigener Erfahrungen auf den Gebieten der Kampfkunst – die er unter anderem auch im HKC Magdeburg weitergab - gründete Luis letztlich den Verein Moreno Keiko Shotokan Ryu in Magdeburg. Bis zu seinem Tod stand Luis, mittlerweile Träger des 5. Dan, diesem Verein als Sensei und 1. Vorsitzender vor.

Zeit seines Lebens, zu jeder Gelegenheit und in jedem Verein hat Luis Moreno all sein Wissen, seine Erfahrung und sein Können an seine Schüler und deren Schüler weitergegeben. 

Dadurch beeinflusste er eine erhebliche Anzahl an Menschen im Hinblick auf deren persönliche Entwicklung und deren Leben und trug entscheidend zur Pflege und Verbreitung der Kampfkünste, auch im Karateverband Sachsen-Anhalt bei.

Jeder, der von Luis oder von dessen Schülern lernte oder lernt, wird einen Teil von Luis mit sich nehmen. Luis brachte mit besten Wissen und mit viel Elan, unter Ausnutzung seines gesamten Potentials Menschen die Freude an der Bewegung und der Schönheit des Karate bei. Daneben stand er jedem mit Lebensweisheiten, Ratschlägen und einem offenen Ohr für Fragen und Probleme zur Verfügung. Hierbei konnte er aufgrund seines Lebens und seiner damit einhergehenden Erfahrungen aus Quellen schöpfen, die den Meisten unergründlich waren. 

Luis sagte einmal: „Karate ist Meditation in der Bewegung.“ Also konzentrieren wir uns auf jede einzelne Bewegung, um einen ungewöhnlichen Meister der Karate-Do und des Lebens gerecht zu werden und um ihn nie zu vergessen.